SCHARBEUTZ Ostsee

«I would give up golf if I did not have so many sweaters» [Bob Hope].

Am Montag treffen wir uns im Zürcher Flughafen zu nachtschlafender Zeit am Gate und starten früh in Richtung Hamburg. Nach einer kurzen Fahrt mit dem Bus erreichen wir Scharbeutz und unser Hotel. Rasch sind die Gepäckstücke ausgeladen und liegen verstreut in der grossen Hotelhalle herum. Es folgt ein emsiges Auspacken der Bags, Zusammensuchen von Schuhen und Kleidungsstücken.
Wird es regnen? Sicher nicht! Ein kurzer Apéro in der Lounge – und schon ruft Brigitte zum Mittagessen. Nach einem Spinatsalat wird eine RIESIGE Portion wunderbarer Pasta mit Eierschwämmen serviert. Was? So viel? Das esse ich nie! Halbe Portionen? Nein! Die Hotelküche hat alle Teller angerichtet und ist mit einer glutenfreien Extraportion ausgelastet. Also stehenlassen? Im Norden Deutschlands seien solche Portionen Standard. Ein Blick auf den Nebentisch bestätigt: Männer in Arbeitskleidung haben damit keine Mühe. Uns steht die «Arbeit» noch bevor: darum Aufbruch. Rasch, rasch, die beiden Taxis warten bereits.

GOLF

«Golf is a science, the study of a lifetime, in which you can exhaust yourself but never your subject» [David Forgan].

Der Transfer zum Golf & Spa Resort Strandgrün am Timmendorfer Strand ist kurz. 9 Loch werden in zwei Vierer-Flights gespielt, erfahrene Spielerinnen und Neulinge sind dabei bunt gemischt. Schön, wie einfach es sich (nicht nur) in dieser ersten Konfiguration zusammenspielen lässt. Aufschreiben aber müssen alle: Schläge UND Putts. Ein wenig Druck muss sein. Nicht alle Ladies sind zu diesem ersten Spiel mitgefahren: Erholung soll nicht zu kurz kommen. Ob Strandbummel, Shopping, Chillen oder Pool: Die Daheimgebliebenen haben die Qual der Wahl.

COURSE

«Golf course architects make me sick. They can’t play themselves, so they rig the courses so nobody else can play either» [Sam Snead].

An den fünf Tagen bespielen wir insgesamt drei Plätze: das Golfresort Strandgrün am Timmendorfer Strand (1973, 36-Loch-Anlage), den Lübeck-Travemünde Golf-Klub (1921, 27-Loch-Anlage) und den Maritim Golfpark Ostsee (2003, 33-Loch-Anlage). Alle drei Plätze sind, abgesehen von den «Dollar-spots», die sich auf einigen der Grüns infolge des abrupten Wetterwechsels gebildet haben, in einem schönen Zustand. Die Fairways sind eher lang und aufgrund der Wasserhindernisse, Bunkerlagen und der Bunkerhöhe nicht ganz einfach zu spielen.

CARTS

«Golf is such an exciting game. Whack the ball, get in the cart. Whack the ball, get in the cart» [Robin Williams].

Alle drei Golfplätze sind short an e-Trolleys. So fahren wir denn mehrheitlich mit Carts, anstatt die schönen Parklandschaften zu Fuss zu erkunden.

WETTER

«There is no such thing as bad weather, only inappropriate clothing» [Unknown].

Trotz grausam schlechter Vorhersagen ist die schleswig-holsteinische Wettergöttin uns Ladies weitgehend gnädig gesinnt. Nur der Flight vom Mittwoch hat Pech: Während wir ausschlafen, regnet es Bindfäden und es ist, wie während der ganzen Woche, frühmorgens kalt und/oder regnerisch, gegen Mittag sich bessernd und mit zunehmender Sonne auch wärmer werdend. Kompliment: Die vier Ladies behalten ihre gute Laune und smilen den Regen ganz einfach weg.

TECHNIK

«The golf swing is like a fingerprint, each one unique» [Unknown].

Natürlich wird jeden Tag auch fleissig gefachsimpelt. Nie unaufgefordert, versteht sich von selbst: Die Goldenberg Ladies verstehen sich auf Etikette.
Was genau ist an meinem Schwung derzeit lätz? Stimmt, ich sollte den Kopf nicht ständig hochheben. «The worst club in my bag is eindeutig my brain» [Chris Perry]. Und warum sagst du mir erst am vorletzten Loch, dass mein Schlag sich längenmässig fast verdoppelt, sobald ich mich drehe? Und dieser überlange Putt: «hit and hope!» [Brigitte Beisch]. Au weia, ständig scheitere ich an den hohen Bunkerkanten: Halte ich den Schläger jetzt square oder offen? Mamma mia, wie hoch mein Ball jetzt fliegt. Und auch das wird zur Frage: Wie gelingt es mir, im Kopf VOR meinem nächsten Schwung ein präzis-fokussiertes Bild meines Vorhabens zu entwerfen? Und oh jemine, dieser verflixte Griff: Slice oder Draw, nur nie geradeaus! Und wenn immer möglich bitte nicht ins Wasser. Dazu der Rat von Tiger Woods:
«Smile at obstacles!». Ach, Daniela, wenn wir das doch nur alle so gut könnten! Jo chum, egal: «Resolve never to quit, never to give up, no matter what the situation» [Jack Nicklaus]. Und grad no eis druff:
«Knowing that, win or lose, you will walk off the course with pride. Always taking the high road. And always, always, always being a good sport» [Lorii Myers]. Genauso machemers: with pride!

KULTUR

«Focus on remedies, not faults» [Jack Nicklaus].

Der Mittwochnachmittag ist für unseren gemeinsamen Ausflug in die Marzipanstadt Lübeck reserviert. Nach einer interessanten Führung durch die Stadt erkunden wir diese in Gruppen auf eigene Faust: Museum, Marzipanläden, Aussichtsturm der St. Petri Kirche, Cafés, Bioläden und die auf der Führung bereits bestaunte Löwen-Apotheke, eine der ältesten Profanbauten des Weltkulturerbes der Lübecker Altstadt. Stöbern ist hier ausdrücklich erwünscht und fast jedes Zipperlein findet hier sein aus natürlichen Ingredienzen hergestelltes Heilmittel.

Kleine Geschenke der Ladies (Vize-)Captains an uns (und vice versa) sind Teil einer sich rasch entwickelnden Gemeinschaftskultur: Wir achten aufeinander, der Umgang ist voll unkompliziert, Gespräche untereinander sind bereichernd, wechselnde Kleingruppen erleichtern das gegenseitige Kennenlernen on and off the course.

FREUNDSCHAFT

«Give me golf clubs, fresh air and a beautiful partner, and you can keep the clubs and the fresh air» [Jack Benny].

Die wechselnde Zusammensetzung der Flights ist eine gleichermassen herausfordernde wie schöne Idee. Da wird deutlich, dass «the true measure of a golfer is not her or his handicap, it’s the quality of friendship on the course» [Unknown].
Erfahrung und Handicap beeindrucken und schaffen neue Lernmöglichkeiten. Zuweilen wachsen uns in diesem anregenden Setting sogar Flügel: «A good golf partner is someone who can laugh with you, challenge you, and inspire you to be the best version of yourself, both on and off the course» [Unknown].

ESSEN und TRINKEN

«Concentration comes out of a combination of confidence and hunger» [Arnold Palmer].

Schleswig-Holstein tischt üppig auf: Schmalhans ist hier eindeutig nicht Küchenmeister. Bereits das Frühstücksbuffet lässt ahnen, was während des Tages auf uns zukommen wird. Wunderbar. Grossartig. Vielfältig. Auch die gemeinsamen Abendessen sind so köstlich und reichhaltig, dass wir uns mit Blick auf die von Palmer genannte Zurückhaltung nicht immer disziplinieren. En Guete! Und Viva! Stossen wir auf das Leben an. Aufessen bringt zudem Wetterglück! Und das haben wir.

FAZIT

«Golf is a lot of walking, broken up by disappointment and bad arithmetic» [Unknown].

Ab und an ist es tatsächlich zum Heulen! Der Hinweis auf falsches Zusammenzählen aber ist, wie man hier sieht, chrottefalsch und DEFINITIV widerlegt. Wir alle nehmen den Zählauftrag (zur Erinnerung: Schläge UND Putts) derart ernst, dass wir unsere Flight-Partnerinnen nicht nur tagsüber mit Rückfragen zum eigenen Score nerven. Nein! Es soll, so hören wir aus verlässlicher Quelle, vorkommen, dass das Addieren und Rückerinnern sogar nachts plagt. What a burden! Jene Ladies, die bisher nie zählten, schwören, ab jetzt jeden Schlag aufzuschreiben, damit beides, das Spiel und die eigene Zählweise, in Zukunft leicht und flockig wird: «Golf is a game of feel, not force».

À BIENTÔT: SEHR SCHÖN WAR’S

Unser aller Dank geht an Brigitte Fux, welche die Reise umsichtig organisierte und sich rund um die Uhr um unser Wohlergehen kümmerte. Monika Kehrli und Daniela Faoro begleiteten die Woche mit Verve, Herz und Humor so, dass wir uns alle sehr wohl fühlten. Auch Ihnen gebührt unser herzlichster Dank. Es war schön mit euch allen gemeinsam verreisen zu dürfen. MERCI.

18.09.2024 Estelle Jacquemart 

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